Der Seeweg Gut Wittmoldt e.V. präsentiert:

Der Seeweg Gut Wittmoldt e.V. lädt Sie ein

 

der weiße Blick

Kunst und kulturelle Aneignung

im Kolonialismus


Film   |   10. März 2023   |   18:30 Uhr

Veranstaltungsort:

Gut Wittmoldt
Hof 1
24306 Wittmoldt


Wir bitten um Anmeldung.

Eintritt: 15 € inkl. Verpflegung


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zur Barrierefreiheit.


Der Weisse Blick

Kunst und kulturelle Aneignung im Kolonialismus

 

Filmvorführung und Gespräch mit Regisseur Wilfried Hauke, MARKK Foto-Archivarin Catharina Winzer, Ethnologe Lars Frühsorge, Völkerkundesammlung Lübeck. Moderation: Christoph Bungartz, NDR Kultur. vor.


Wie spiegelt sich der Kolonialismus in der Kunst? Mit welchen Erwartungen, Vorurteilen und persönlichen Erfahrungen gestalteten deutsche Künstler ihr Bild von der Südsee?

Die Dokumentation „Der Weiße Blick“ (NDR/arte) von Wilfried Hauke erzählt die Geschichte des deutschen Expressionismus erstmals im Kontext von kolonialer Ausbeutung und rassistischer Menschenkunde. Als die Maler Emil Nolde und Max Pechstein um 1910 zum damaligen Deutsch-Neuguinea und zu den Palau-Inseln reisten, war ihr „Südsee-Paradies“ bereits durch die europäischen Kolonialherren zerstört. Beide wollten die Malerei in Deutschland revolutionieren und sich dazu an der Ursprünglichkeit der indigenen Kunst schulen. Nolde und Pechstein blendeten vor Ort den Untergang der fremden Welt aus. Sie malten in der Südsee so, wie sie es in ihren Köpfen als „weißen Blick“ von daheim mitgebracht hatten und eigneten sich die künstlerischen Formensprache der Indigenen wie „Raubgut“ an.

Ihre Südsee-Sehnsucht hatten Nolde und Pechstein durch Besuche in den Völkerkundlichen Museen in Berlin und Dresden genährt, wo sie ersten Kontakt mit der Kunst fremder Kulturen hatten. Und natürlich war ihnen der Franzose Paul Gauguin ein Vorbild darin, wie mit Bildern über das vermeintlich „Wilde“ und „Primitive“ Erfolg auf dem Kunstmarkt zu erzielen war. Der Film zeigt frühe Filme und Fotos von Südseereisen und Expeditionen – vieles aus dem Archiv des MARKK in Hamburg.

 

Im Gespräch der anwesenden Experten wird es auch um die wichtige Aufgabe von Archiven und Museen heute gehen, kulturell angeeignetes Material und Kunstwerke aus anderen Kulturen zu zeigen – und den oft erst auf den zweiten Blick sichtbaren Zusammenhang von Machtpolitik, Rassismus und Ausbeutung im Kolonialismus zu vermitteln und neu zu bewerten.  

Zum Foto: Max Pechstein inszenierte sich 1920 in seinem Atelier mit Holzskulpturen aus dem außereuropäischen Raum. Schon als Student war Pechstein von einem bemalten Deckenbalken – dem Palau-Balken – eines Männerhauses aus der damaligen deutschen Kolonie der Palau-Inseln (Ozeanien) fasziniert, die er im Dresdner Museum gesehen hatte. Im Sommer 1914 reiste er gemeinsam mit seiner Frau Lotte zur deutschen Kolonie Palau, die damals etwa 500 Einwohner zählte, in der Absicht ganz dorthin auszuwandern. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges beendete bereits im Herbst 1914 seine Pläne, dort anzusiedeln. Zurück kehrte er mit „Bildern aus dem Südsee-Paradies“, die seinen Ruhm begründeten, aber heute im Kontext der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte eingeordnet und bewertet werden müssen.

SH-Filmpremiere:

Der weiße Blick. Expressionismus und Kolonialismus,
58min. NDR/arte 2021, Regie Wilfried Hauke

Podiumsgespräch mit:
Catharina Winzer MA - Kuratorin und Leiterin des Fotoarchivs im Museum für Kunst und Kulturen der Welt / MARKK Hamburg

Dr. Lars Frühsorge - Ethnologe und Leiter der Lübecker Völkerkundesammlung

Dr. Wilfried Hauke - Dokumentarfilmregisseur / Produzent IDA Film & TV Produktion Kiel

Moderation:
Dr. Christoph Bungartz - Leitender Redakteur Kulturevents und Musik im NDR