SOMMERAUSSTELLUNG 2020


Erstmals wird vom Kulturverein Seeweg auf Gut Wittmoldt ein besonderer, in der Kunstwelt bislang unbekannter Schatz gezeigt: es sind die anrührenden dokumentarischen S/W-Fotos des expressionistischen Malers Max Pechstein von historischen Fischermilieus an pommerschen Küste.

Pechstein hatte ab 1921 einige Sommer in den Fischerorten Leba und Rowe an der heute polnischen Ostseeküste verbracht. Neben Leinwand und Pinsel hatte er auch seinen Fotoapparat dabei, mit dem er dokumentarische Bilder von den einfachen Menschen, den Fischern und Bauern machte. Um später von diesen Motiven wiederum Holzschnitte und Ölgemälde zu schaffen.

Mehr als hundert S/W-Fotos vom „Seeleben“ hat Pechstein hinterlassen, aufbewahrt im Archiv der Max Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft. Zu sehen ist in Wittmoldt nun eine Auswahl seiner eindrucksvollen Fotografien. Gehängt in direkter Korrespondenz und im Dialog mit elementar gestalteten Holzschnittdrucken Pechsteins von den Fischern an der polnischen Ostseeküste. Besonders das druckgrafische Werk mit seiner dynamischen Linienführung und modernen S/W-Ästhetik macht Pechstein neben seinen Gemälden zu einem der Hauptvertreter des deutschen Expressionismus.

Die neue Ausstellung des Kulturvereins Seeweg auf Gut Wittmoldt greift den künstlerischen Dialog mit der Wirklichkeit noch weiter: „Seeleben“ stellt dem druckgrafischen Werk Pechsteins einen in Norddeutschland geschätzten Künstler aus der Jetztzeit an die Seite – es ist der wohl bekanntesten norddeutsche Realisten Friedel Anderson. Der in Itzehoe an der Stör lebende und arbeitende Anderson ist einer der letzten Grafikkünstler, der mit dem aufwendigen Verfahren des Tiefdrucks arbeitet. Zu sehen sind in der Ausstellung ca. 30 großformatige Druckwerke, die ebenfalls das Thema Arbeit und Landschaft an See und Meer aufgreifen. Bilder, die wie gemalt wirken und die aufwendige Technik dahinter fast vergessen lassen.  

 

Öffnungszeiten
Der Seeweg ist ganzjährig zugänglich.
Die Ausstellung im historischen Gutshaus ist an
folgenden Terminen geöffnet:
27.06. von 15–18 Uhr
05.07. von 15–18 Uhr
19.07. von 15–18 Uhr (Führung mit Angeline Schube-Focke)
02.08. von 15–18 Uhr
16.08. von 15–18 Uhr (Führung mit Friedel Anderson)

30.08. von 15–18 Uhr

11.09. von 15–18 Uhr (Führung mit Julia Pechstein)

01.10. von 15–18 Uhr

25.10. von 15–18 Uhr (Führung mit Angeline Schube-Focke)

 

Führungen ab 15 Uhr durch die Ausstellung und im Anschluss optional durch die Skulpturenlandschaft Seeweg im Park und entlang der Uferkante der Halbinsel.


Alternative Termine nur nach telefonischer Absprache mit Gut Wittmoldt unter 0151-46564999.


Pechstein am Seeweg | Filmabend

 

Ein weiterer Höhepunkt des „Seeleben“-Ausstellungsprojektes auf Gut Wittmoldt ist der Premierenabend mit dem Kieler Dokumentarfilmregisseur Wilfried Hauke. Sein Dokumentarfilm „Max Pechstein – Geschichte eines Malers“ (NDR / MDR) wird am 25. September 2020 um 19 Uhr erstmals in Schleswig-Holstein als Kinoversion gezeigt.


Hier finden Sie mehr Informationen zu dieser Veranstaltung.



Künstler

Herman Max Pechstein

 

1881 in Zwickau geboren, besucht Max Pechstein nach einer Lehre als Dekorationsmaler die Kunstgewerbeschule und schließlich die Kunstakademie in Dresden. Hier tritt er 1906 der von Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff gegründeten Künstlergruppe »Brücke« bei.

Im Jahr 1910 wird Pechstein Präsident der Künstlervereinigung »Neue Secession«: Max Pechstein gehört damit offiziell der Spitze der deutschen Avantgarde an. Ab 1909 verbringt Pechstein zunächst in Nidden auf der Kurischen Nehrung, ab 1921 in Pommern so viel Zeit wie möglich, was sich in seinen Motiven spiegelt.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten endet die für Max Pechstein überaus erfolgreiche Zeit der 1920er-Jahre, die sich nicht zuletzt in der Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und in der Anzahl der Ausstellungen manifestiert. Ab 1945 lehrt er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Hochgeehrt und gewürdigt, verstirbt einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus 1955 in Berlin.


Friedel Anderson

 

Friedel Anderson wurde 1954 in Oberhausen geboren und wuchs in der Nähe von Itzehoe auf. Von 1974 bis 1977 studierte er Kunstgeschichte an der Universität Göttingen und von 1978 bis 1984 Malerei bei Manfred Bluth an der Gesamthochschule Kassel. Seit 1985 arbeitet Anderson als freischaffender Künstler.
 
1989 wurde Friedel Anderson mit dem Kulturförderpreis des Kreises Steinburg ausgezeichnet. Von 1993 bis 1994 unterrichtete er an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg. Im Jahr 2009 wurde er an die Freie Akademie der Künste in Hamburg berufen und 2011 mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.
 
Anderson überließ sein gesamtes graphisches Werk, bestehend aus zahlreichen Radierungen, Farbradierungen und Lithographien der graphischen Sammlung des Landesmuseums Schloss Gottorf. Zu seinem 60. Geburtstag widmete ihm das Landesmuseum eine große Retrospektive. Friedel Anderson wird zur Gruppe der Norddeutschen Realisten gezählt, er lebt und arbeitet in Itzehoe.



Impressionen vom 21.06.2020

Auch für uns als Veranstalter war die Ausstellungseröffnung dieses Jahr ungewohnt. Fest geladene und gelistete Gäste, das Erarbeiten von Sicherheitskonzepten und die Zusammenarbeit mit den Behörden hat sich am Ende aber defintiv ausgezahlt.